Kommandos

Das Abbruchsignal

– was es ist, was es kann und wie man es am besten aufbaut

Ein Abbruchsignal erleichtert das Leben von Hund und Halter enorm. Auch wenn sich der Nutzen dem Hund selbst nicht direkt erschließt, sind dem Halter die Vorteile doch direkt sonnenklar.

Was kann das Abbruchkommando?

Es unterbricht den Hund sofort und unmittelbar in einem unerwünschten Verhalten – und zwar im Idealfall in jedem erdenklichen Verhalten. Jagen, Bellen, Dinge vom Fußboden aufnehmen, Anspringen, an der Leine ziehen und noch so vieles mehr.

Was muss ich dafür tun?

Zuallererst und ganz wichtig: Das Abbruchsignal muss konsequent, kleinschrittig und sehr sorgfältig aufgebaut werden. Nur so kann es zuverlässig und eben auch in jeder erdenklichen Situation funktionieren.

Kein Hund der Welt wird mit einem eingebauten „Nein-Schalter“ geboren. Die Bedeutung des Wortes ist ihm zu Beginn noch völlig fremd und muss ihm erst sehr genau erklärt werden. Je nach Tonfall und Körpersprache bekommt er zwar sehr schnell eine Idee, was der Mensch meinen könnte, aber aufgebaut ist das Kommando damit natürlich noch lange nicht.

Versäumt man, das Kommando sauber aufzubauen, so sorgt es meist ein Leben lang für Verunsicherung beim Hund und damit für Kommunikationsschwierigkeiten. Das führt schnell bei Hund und Halter zu Frust.

Ein sauber auftrainiertes und abrufbares Abbruchsignal sorgt wiederum für mehr Freiheiten auf Hundeseite und Vertrauen des Halters in sein Tier. Denn Grenzen sorgen für Sicherheit. Du kannst das Abbruchsignal natürlich auch bei einem älteren Hund aufbauen, wenn er es noch nicht ausreichend verinnerlicht hat.

 

Abbruchsignal - Tabuwort - Kommando Nein Hund üben - Hundetraining
Dem Junghund fällt das Abbruchsignal noch schwer – deshalb wird mit Leine geübt. Denn den kleinen Vogel soll sie definitiv nicht fressen. Heute lässt sie Vögel komplett in Ruhe und kann oft ohne Leine laufen – dank Abbruchkommando!

 

Mein hundtastischer Tipp: Mein hundtastischer Tipp:

Am besten funktioniert das Abbruchsignal dann, wenn du es quasi mit dem „Fehlverhalten“ zusammen, bzw. sogar kurz davor gibst. Je besser du deinen Hund beobachtest und lesen lernst, desto eher siehst du, wenn dein Hund etwas vorhat, dass du nicht möchtest. Siehst du deinen Hund also Blödsinn denken, erinnere ihn mit dem Abbruchkommando daran, dass er es lieber bleiben lässt.

Beispiel: Pferdeäpfel liegen auf dem Weg, dein Hund steuert darauf zu – nutze den Abbruch, bevor er sich die Schnute vollgeschlagen hat. Lässt er den Stinkkram nun liegen, lobe ihn direkt dafür!

Wie gehe ich am besten vor?

Alles was du brauchst, sind ein paar Leckerlis, gutes Timing und Geduld. Denk immer daran, dass man sagt, der sichere Weg zur Festigung eines Kommandos über 1000 erfolgreiche Wiederholungen funktioniert. Je fleißiger du also trainierst, desto besser sitzt der Abbruch.

Eine gute Möglichkeit, das Abbruchsignal konkret aufzubauen, ist die Leckerli-Hand Methode. Bei dieser Variante setzt du dich vor deinen Hund und nimmst ein Leckerli in deine Hand. Will dein Hund den Keks nehmen, sagst du ruhig aber bestimmt das Abbruchkommando und schließt deine Faust, sodass dein Hund nicht an den Keks kommt.

Solange dein Hund versucht, an das Futter in der geschlossenen Hand zu kommen, gibt es nichts. Lässt er ab und wartet, gibst du ihm einen Keks aus der anderen Hand. Denn dein Hund soll ja lernen, dass der Keks in der Hand tabu ist. Sobald dein Hund dies verstanden hat, kannst du probieren, die Hand nach dem Abbruchsignal offen zu lassen, ohne dass dein Hund das Futter nimmt. Klappt es, gibt es auch hier eine Belohnung aus der anderen Hand.

 

Abbruchsignal - Tabuwort - Kommando Nein Hund üben - Hundetraining
Je weiter das Training voranschreitet, desto größer kann die Distanz sein, aus der man das Abbruchkommando sicher geben kann. Sie will den Keks – man kann es sehen – aber sie lässt ihn liegen.

 

Je weiter ihr im Training voranschreitet, desto weiter kann der begehrenswerte Keks von dir weg liegen und hochwertiger werden. Bedenke immer, dass die Belohnung NIEMALS der verbotene Keks sein darf. Liegt unterwegs irgendwo ein Giftköder auf der Straße, darf der Hund ihn nach dem Abbruchkommando ja auch nicht aufnehmen…

Mit dieser Übung trainierst du neben dem Abbruchsignal auch noch die Impulskontrolle und Frustrationstoleranz deines Hundes. Also alles in allem eine tolle Übung, die man auch unterwegs gut einbauen kann.

Der Trainingsaufbau sollte immer wie folgt sein:

  1. Langweiliger Keks -> kurze Distanz -> direkter Zugriff des Hundehalters -> hochwertige Belohnung
  2. Interessanterer Keks – > größere Distanz -> weniger Zugriff des Hundehalters -> hochwertigere Belohnung
  3. Super leckerer Keks -> große Distanz -> kein Zugriff des Hundehalters -> Jackpotbelohnung

An jeder dieser Stellschrauben kannst du im Training drehen. Gehe die Schritte nie zu schnell und im Idealfall so, dass dein Hund keinen Fehler machen kann. Nur so vermeidest du Frust und baust das Kommando sorgfältig auf.

Und bedenke, dass die Belohnung aus Sicht deines Hundes immer möglichst besser als das Liegengelassene sein sollte. Es kann übrigens auch ein Spiel als Belohnung dienen – je nachdem, was dein Hund als die ultimative Belohnung empfindet. Denn warum sollte man ein Leberwurstbrot für einen schnöden Trockenfutterkrümel liegenlassen?

Mein hundtastischer Tipp: Mein hundtastischer Tipp:

Das Abbruchkommando – egal welches Wort du nutzt – sollte niemals geschrien, geschimpft oder besonders böse gesagt werden. Es darf zwar energisch gesagt werden, sollte aber bestenfalls neutral sein. Dem Hund sollte klar werden, dass sein Tun so nicht gebilligt wird. Dennoch handelt es sich hier um ein Kommando wie „Sitz“ oder „Bleib“ und auch diese sollten nicht gebrüllt werden.

Übrigens: Das Abbruchsignal kann man natürlich auch mit dem Clicker  aufbauen!

Alternativverhalten.

Manchmal ist es für Hunde leichter, wenn sie etwas lassen sollen, ihnen einen Weg aufzuzeigen, was man lieber hätte. Denn wenn ein Hund etwas lassen soll, wird er automatisch etwas suchen, was er stattdessen machen kann. Hat man Pech, festigt sich so ein weiteres unerwünschtes Verhalten.

Ein Beispiel: Möchtest du, dass dein Hund nichts vom Boden aufnimmt, kannst du ihm beispielsweise beibringen, Dinge anzuzeigen. Wie das am besten geht, habe ich dir im Artikel „Futter anzeigen“ beschrieben. Das bedarf zwar einiges an Arbeit, aber so kannst du erreichen, dass dein Hund (vermeintlich) Essbares auf dem Spaziergang anzeigt, statt es aufzunehmen. Dafür wird er dann gelobt, bekommt ein Ersatzleckerchen und es kann weitergehen.

Etabliert man für gewisse Verhaltensweisen kein Alternativverhalten ist es entweder ungleich schwieriger, es dem Hund abzugewöhnen oder es schafft wie gesagt neue, unerwünschte Verhaltensweisen. Bedenke auch, dass es zu mehr Frust kommt, je mehr Dinge du deinem Hund alternativlos verbietest.

Du möchtest nicht, dass dein Hund am Zaun steht und die vorbeigehenden Spaziergänger anbellt? Dann nutze nicht nur das Abbruchsignal oder schimpfe gar mit ihm. Biete ihm an, stattdessen ein Spiel mit dir zu spielen. Im besten Fall kommt dein Hund irgendwann von allein mit dem Spielzeug an, wenn er einen Spaziergänger hört. So kann Alternativverhalten aussehen. Für den ersten Schritt – nämlich mit dem Bellen aufhören – ist das Abbruchsignal absolut legitim. Aber vergiss die Belohnung nie. Und die kann eben auch das Alternativverhalten sein.

 

Abbruchsignal - Tabuwort - Kommando Nein Hund üben - Hundetraining
Ein Spielzeug bringen, statt am Zaun zu bellen? Alternativverhalten im Alltag!

 

Ich für mich habe festgestellt, dass es immer gut ist, sich vorab Gedanken über das erwünschte Alternativverhalten zu machen. So kann man es erstens direkt gezielt anbieten und wird zweitens in entsprechenden Situationen direkt souveräner. Das merkt auch dein Hund.

Wann man das Abbruchsignal verwenden kann

Das Abbruchsignal kann auch gut verwendet werden, wenn dein Hund sich „unerlaubt“ aus einem Kommando selbst entlässt. Du gibst beispielsweise ein „Sitz“ und „Bleib“ und gehst von deinem Hund weg. Steht er nun ungefragt auf, gibst du einmal energisch (nicht unbedingt laut) das Abbruchsignal. Damit weiß er, dass er etwas getan hat, was du nicht gutheißt. Anschließend gibst du erneut – freundlich – das „Sitz und Bleib“ Kommando. Du kannst deinen Hund auch in die Ausgangsposition zurückbringen. Hat er sich zu weit entfernt, ist das sogar ratsam. Aber durch das Abbruchsignal kannst du hier eben deutlich machen, dass das gezeigte Verhalten nicht deinen Vorstellungen entspricht.

 

Abbruchsignal - Tabuwort - Kommando Nein Hund üben - Hundetraining
Das Abbruchsignal kann den Hund erinnern, dass Tiere hinter dem Zaun weder angebellt noch gejagt werden. Interessiert gucken ist in diesem Fall erlaubt – und kann als Belohnung dienen.

 

Wie du siehst, ist das Abbruchkommando in fast jeder Situation anwendbar. Schießt mein Hund auf dem Spaziergang einem Wildtier hinterher, nutze ich es genauso, wie beim Training, wenn ein Kommando nicht richtig ausgeführt wird oder mein Hund beim Laufen an der Leine zieht. Das Aufnehmen unerwünschter Dinge auf der Straße verhindere ich so, ebenso wie das Bellen an der Tür oder das Buddeln im Garten.

Wichtig ist bei allem nur, dass Kommando gezielt und kleinschrittig aufzubauen, damit der Hund weiß, was du von ihm willst. Aber schlussendlich sollte so beinahe jedes Verhalten unterbrechbar werden.

Welche Kommandos eignen sich als Abbruchsignal?

Wir benutzen als Abbruchsignal tatsächlich das Wort „Ey!“. Es ist kurz, knackig und schnell gesagt. Außerdem kommt es im alltäglichen Sprachgebrauch nicht so oft vor. Sehr beliebt ist natürlich das „Nein!“. Das wiederum sagt man im Alltag sehr häufig. Das kann manchmal zu Verwirrung beim Hund führen. Gerade, wenn z.B. Kinder im Haushalt leben, die auch mal energisch mit einem „Nein“ angesprochen werden. Denkbar wäre auch ein „Lass es!“, „Schluss!“, „Stopp!“, „Nö!“, „Tabu!“ oder was auch immer dir gefällt. Denke nur bei der Wahl des Kommandos immer daran, dass es in einer Situation, in der du es brauchst, auch schnell und unmittelbar über die Lippen gehen muss. Je länger oder ungewöhnlicher das Kommando, desto schwerer wird das.

<strong>Abbruch ist nicht gleich Tauschhandel</strong>

Unterscheiden sollte man das Abbruchkommando übrigens von dem Kommando „Aus“. Oft wird dieses Kommando synonym verwendet. Hat man „Aus“ als Wort für den Abbruch etabliert, ist das natürlich möglich. Viele Hundehalter nutzen „Aus“ aber für den sogenannten „Tauschhandel“ – also wenn der Hund etwas hergeben soll. Diese beiden Kommandos sollten nicht unbedingt vertauscht oder vermischt werden.

Ein gut aufgebauter Tauschhandel erleichtert ebenfalls vieles, ist aber eben eher für Dinge, die sich in der Hundeschnauze befinden, gedacht. Wie du das „Aus“ als Tauschhandel aufbauen kannst, beschreibe ich dir im verlinkten Artikel.

Solltest du Probleme beim Aufbau deines Abbruchsignals haben, wende dich an einen kompetenten Trainer in deiner Umgebung!

Letzte Aktualisierung am 26.04.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API

Ein Kommentar

  • Miri

    Hey, vielen Dank für deinen Blog! Wir beschäftigen uns gerade intensiv mit dem Thema Border Collie und ich finde deine Tipps, Infos und Erzählungen sehr interessant und hilfreich, auch die Produktempfehlungen. Bitte aktualisiere den Blog weiterhin so infomativ! Danke!!

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