Wildzaunpfähle – das Trainingszubehör mit den vielen Gesichtern
Bei der Arbeit mit meinem Hund bin ich über ein Zubehör gestolpert, das sich so vielseitig einsetzen lässt, dass es eine wahre Freude ist: Wildzaunpfähle.
Klingt jetzt im ersten Moment nicht so, als wäre es DAS Hundesportgerät schlechthin, aber das täuscht gewaltig. Mobile Zaunpfähle aus robustem Kunststoff kannte ich schon aus dem Pferdestall. Hier finden sie seit Jahr und Tag Verwendung als Weidezaunpfähle, für die Umgrenzung des Reitplatzes oder als mobil aufstellbares Round-Pen.
Weidezaunpfähle sind aus dem Reitsport gut bekannt
Für die Pferde findet man sie meist in ca. 1,50 m Länge. Sie sind leicht, stabil und brauchen nicht viel Platz. Am unteren Ende befindet sich ein knapp 20 cm langer Metalldorn, der in die Erde gesteckt wird und für den nötigen Halt sorgt. Über die Lange des Stickens sind unterschiedliche Ösen und Befestigungsmöglichkeiten verteilt, in die normalerweise der Stromzaun, bzw. die Litze eingehakt werden kann.
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Auf dem Reitplatz – auf dem ich bei geringer Auslastung desselben manchmal mit meinem Hund arbeite – habe ich die Weidezaunpfähle schon das ein oder andere Mal mit ins Training eingebaut. Die Verwendungsmöglichkeiten hierbei sind beinahe unerschöpflich.
Das Kommando „Herum“ – die Paradedisziplin der Pfosten
Zunächst habe ich mit den Sticken das Kommando „Herum“ geübt. Dabei wird der Hund erst aus geringer Distanz, später von weiter weg um etwaige Objekte geschickt. Wie du dieses Kommando mit deinem Hund aufbauen kannst, beschreibe ich im gleichnamigen Artikel Schick deinen Hund doch mal „herum“!.
Dafür habe ich erst mit einem Weidezaunpfahl begonnen, später einige von ihnen verteilt aufgestellt und so ein wahres Labyrinth zum Herumschicken gebaut.
Nächster Einsatz für die Wildzaunpfähle: der Slalom
Auch als Slalom machen die Pfosten eine sehr gute Figur. Die Abstände kann man selbst wählen und auch die Ausrichtung. Vielen Hunden hilft es am Anfang, die Stäbe immer schräg versetzt in den Boden zu pieken. So lernen sie leichter, um welche Stangen sie herumgehen müssen.
Die Haken und Ösen für die Litzen stören hierbei auch nicht.
Die Pfosten haben sogar den großen Vorteil gegenüber anderen Stäben, die man im Amateur-Agility Bereich kaufen kann: Sie sind stabil und robust – viele Stäbe sind nämlich innen hohl und knicken so sehr schnell ein, wenn man sie in den Boden steckt. Das passiert mit den Weidezaunpfählen auch bei härteren Untergründen nicht.
Im Gegenteil: Sie haben unten „Eintrittshilfen“, mit denen man sie auch in widerspenstigen Boden bekommt.
Wildzaunpfähle haben deutliche Vorteile gegenüber Amateur-Agility-Bedarf
Nun hatte ich ja aber noch keine solchen Pfähle zuhause für meinen eigenen Garten. Also habe ich mich erkundigt und zwei Dinge festgestellt.
Erstens: Die Weidezaunpfähle waren gar nicht so teuer wie erwartet. Im Gegensatz zu den Dingen, die man im Hundesportbedarf so findet, sind sie sogar ziemlich günstig.
Während man für ein paar Slalomstangen je nach Qualität zwischen 30 und knapp 200 Euro ausgeben kann, bekommt man Weidezaunpfähle schon ab etwa 1,50 Euro das Stück.
Zugegeben: Sie sehen nicht so schick bunt aus, wie die dünnen Plastikstangen, aber sie sind haltbarer und vielseitiger einsetzbar.
Denn zweitens: Ich stellte bei der Suche fest, dass es die Pfosten auch in kleineren Größen gibt. Das machte sie für mich noch attraktiver.
Für den Longierzirkel sind die Pfähle das Non-Plus-Ultra
Da ich vor einiger Zeit das Longieren für mich und meinen Hund entdeckt habe, suchte ich nach unterstützenden Materialien. Denn meine Hündin hatte gerade zu Beginn große Schwierigkeiten, den Longierkreis als solchen zu erkennen und zu akzeptieren. Oftmals war sie einfach zu schnell unterwegs, sodass bloße Markierungen auf dem Boden nie ausreichend waren. Diese überlief sie einfach, ohne hinzusehen.
Also wollte ich – wie ich es schon öfter in Videos gesehen hatte – etwas, in das ich rot-weißes Flatterband spannen konnte, das über Bodenhöhe eine deutliche Abgrenzung für den Hund ergeben sollte.
Und hier kommen jetzt die Wildzaunpfähle – für die ich mich letztendlich auch entschieden habe – ins Spiel. Mit einer Höhe von 75 cm sind sie für meine Hündin und mich absolut ideal. Acht Stück davon im Kreis aufgestellt und in variabler Höhe mit Absperrband umwickelt ergibt einen wunderschönen Longierring. Hier machen sich dann auch die Haken und Ösen, die eigentlich für die E-Bänder gedacht sind, bezahlt. Das Flatterband wird dort hindurchgezogen, verrutscht nicht und hat an jedem Pfahl die gleiche Höhe.
Bei Bedarf kann ich das Band einfach eine Öse weiter nach oben oder unten versetzen. Ich kann – wenn es nötig ist (und das war es am Anfang) – sogar problemlos zwei Bänder ziehen. Eins oben und eins unten.
Aus Pfahl und Schleppleine wird ein überdimensionaler Zirkel
Um einen gleichmäßigen Kreis mit den Sticken hinzubekommen mache ich es übrigens wie früher im Matheunterricht: Ein Stab kommt in die Mitte und ich bediene mich eines Bandes, das den Radius meines Longierzirkels vorgibt. In meinem Fall eignet sich unsere 3 m Schleppleine bestens. Damit hat der Kreis nachher einen 6 m Durchmesser. Viel mehr Platz bietet unser Garten auch nicht.
Die Leine befestige ich mit dem Karabiner am mittleren Pfahl und stecke nun in ans Ende der gespannten Leine den ersten Pfahl des Außenkreises. Den nächsten setze ich genau gegenüber hin und arbeite mich dann den Kreis entlang. Mit der Leine als Referenz habe ich so immer den gleichen Abstand zur Mitte und am Ende einen beinahe eckenfreien Kreis. So entsteht mal eben aus einem Stab und einer Leine ein überdimensionaler Zirkel. 😊
Anschließend entferne ich den Stab in der Mitte noch, um keine Stolperfalle zu haben, und fertig ist der Longierkreis. Ich habe mich übrigens bewusst für die 75 cm Stäbe entschieden, weil ich a) nicht so eine massive Sichtbehinderung wollte und b) der Hund später ja auch nicht nur auf die hohen Sticken achten soll, sondern auch auf ein am Boden liegendes Flatterband. Es ist natürlich genauso gut möglich, die hohen Sticken zu verwenden. Ich würde das auch immer etwas von der Größe des Hundes abhängig machen.
Mich persönlich sprechen aber für die Arbeit mit meinem Hund tatsächlich die kleineren Pfähle mehr an. Es wirkt nicht gleich so massiv und da ich mit 50 cm Stockmaß auch einen nicht so großen Hund habe, reicht die Höhe für sie absolut aus. Wenn wir dann die Nase voll vom Longieren haben, kann ich die Stäbe jederzeit zum Slalom umfunktionieren. Der für Turniere vorgeschriebene Abstand zwischen den Stangen beträgt 50 – 65 cm.
Schnell wird ein Pfosten zum Abstandshalter
Ich selbst nehme mir entweder einen Zollstock mit nach draußen, damit die Abstände gleichmäßig werden, oder aber ich bediene mich eines anderen Tricks: Ich nehme einfach einen Pfahl als Abstandshalter.
Der erste Pfahl wird an der gewünschten Stelle in die Erde gesteckt. Dann lege ich einen zweiten Stab auf die Erde, sodass er den Abstand zum nächsten Pfahl markiert. Diesen stecke ich dann ans Ende oder an einer bestimmten Öse des Stickens ebenfalls in die Erde. Mein Abstandhalter wandert dann einen Stab weiter.
So habe ich auch gleichmäßige Abstände. Denn unregelmäßige Lücken können deinen Hund im Training verwirren – gerade, wenn der Slalom noch nicht richtig verinnerlicht ist. Später kann man das durchaus als Übung ansehen, wenn die Abstände nicht gleich sind.
Dass die Lücken so eventuell nicht wettkampfkonform sind, stört mich im Training übrigens weniger. Noch hat meine Hündin die Bewegungsabläufe sowieso nicht abschließend verinnerlicht. Außerdem variiere ich die Abstände bei jedem Aufbau des Slaloms – mal dichter zusammen, mal weiter auseinander – damit sie immer aufmerksam bleibt und nicht nur die Übung stumpf abspult.
Wieder abgeguckt im Reitsport: das Stangenlabyrinth
Eine andere Idee für die Verwendung der Wildzaunpfähle kam mir neulich – wieder im Stall. Oft sind Reiten und Hundetraining durchaus miteinander kombinierbar oder man schaut sich die ein oder andere Idee ab. Sehr praktisch! 😊
Im Reitunterricht hatte jemand ein Stangenlabyrinth auf den Boden gelegt, dass durchritten werden sollte. Für den Hund war das auch eine prima Leinenführigkeitsübung bzw. später für die Freifolge. Die Stangen durften hierbei nicht überschritten werden. Zuhause baute ich das Ganze – in Ermangelung von Springstangen – mit den Pfosten nach und spannte Flatterband dazwischen.
So bekam ich auch ein Labyrinth und für den Hund war es sogar wiederum etwas leichter, da ich das Band höher spannen konnte. Somit war die optische Begrenzung noch deutlicher. Das Labyrinth lässt sich nun von beiden Seiten begehen. Bei gleicher Führung (wir laufen in Linksführung) läuft der Hund also einmal außen und einmal innen. Er soll dabei möglichst nicht überholen und auf den Hundeführer achten.
Das Labyrinth bietet viele Trainingsmöglichkeiten
Zwischendurch kann man auch ein „Sitz“, „Platz“ oder „Steh“ verlangen. Als nächste Steigerung haben wir das Ganze dann rückwärts versucht. Der Hund soll also rückwärts bei Fuß in der Freifolge laufen und das nicht einfach nur gerade zurück, sondern durch das Labyrinth in engen Wendungen. Diese Übung braucht man nur wenige Male wiederholen, danach hat der Hund erst einmal ordentlich was zum Nachdenken. 😊 Wenn man eine große Anzahl von Pfählen hat, kann man sich auch ausschließlich mit ihnen einen schönen Parcours im Garten aufbauen. Man braucht z.B. auch mal gar keine Sprünge. Ein paar Sticken und etwas Flatterband und man bekommt mal völlig neue Eindrücke für sich und seinen Hund.
Gerade das Labyrinth ist für meinen Hund wunderbar zum „Runterkommen“ geeignet. Sie dreht bei der Arbeit gerne hoch, aber hier bei ist die Konzentration so hoch, dass sie dafür keine Zeit hat. Außerdem kommt es bei diesen Übungen auf genaues Arbeiten und präzise Ausführung der Kommandos an. Wer seinem Hund schon Tricks beigebracht hat – Slalom zwischen den Beinen, eine Rolle oder so etwas – der kann dies prima in den Parcours einflechten. Das erhöht wiederum die Konzentration.
Nicht zu viele Durchläufe am Stück machen.
Lass deinem Hund auch Zeit, die Dinge zu verarbeiten und entlasse ihn immer wieder zwischendurch aus der Arbeit.
Mal eine Runde schnüffeln oder etwas trinken machen den Kopf wieder frei für Neues.
Außerdem solltest du das Training immer mit einer gelungenen Übung beenden. Positives bleibt so besser im Gehirn hängen.
Für den Anfang empfehle ich 10 Wildzaunpfähle zu besorgen. Mit dieser Menge kann man einen schönen Slalom oder einen guten Longierzirkel aufbauen. Für einen ganzen Parcours nur mit den Kunststoffpfählen braucht man dann natürlich entsprechend mehr.
Aber da sie nicht viel Platz wegnehmen und sich beispielsweise in einer leeren Wassertonne bestens lagern lassen ohne umzukippen, kann man auch gut ein paar mehr davon haben.
Die Kunststoffzaunpfähle haben uns übrigens auch beim Bau unseres Hundepools gute Dienste erwiesen. Sie dienten hier als Markierungen.
Sie sind leicht, handlich, robust und super schnell auf- und wieder abgebaut. Alles in allem eine tolle Bereicherung für die Arbeit mit deinem Hund.
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2 Kommentare
Tina Michelsen
Hallo!
Durch Zufall habe ich diese Ideen entdeckt, da ich im Netz schon auf der Suche nach kurzen Weidezaunpfählen für unser Begleithundetraining war. Irgendwie landete ich dann hier und bin sehr fasziniert und begeistert über diese Ideen. Danke dass Du das teilst!
LG Tina
hundtastisch.de
Hallo Tina,
vielen Dank für deinen lieben Kommentar. Es freut mich sehr, wenn ich dir die ein oder andere Anregung für Dein Hundetraining geben konnte. 😊
Die Einsatzmöglichkeiten der Wildzaunpfähle sind aber auch wirklich fast unerschöpflich. Jedes Mal, wenn ich sie auspacke, stelle ich sie etwas anders auf und probiere neue Sachen aus. Mein Hund ist auch großer Fan davon.
Ich wünsche dir ganz viel Spaß und Erfolg beim weiteren Training mit deinem Hund.
Deine Rike von gartenspielzeug.org