Hunderegendecken – wann sie sinnvoll sind und wann nicht
Bei uns in Norddeutschland gibt es den Spruch: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung. Während der Rest der Welt also über den Regen jammert und das Haus nicht verlässt, tun wir es den Briten gleich, freuen uns über die „leicht erhöhte Luftfeuchtigkeit“ und schwimmen unsere tägliche Runde mit dem Hund. So oder so ähnlich läuft das bei uns. 😊
Da aber nicht jeder Hund über dieses norddeutsche Gemüt verfügt und Regen einfach an sich abperlen lässt, muss man als verantwortungsbewusster Hundehalter manchmal eben ein bisschen nachhelfen.
Eine Hunderegendecke gibt es nicht, weil‘s „chic“ ist
Nicht, dass ich jetzt falsch verstanden werde: Hund in Klamotten, weil Mensch es „chic“ findet, finde ich total daneben. Aber da der Hund sich das Leben in unserer Obhut zu unseren klimatischen Bedingungen nicht unbedingt ausgesucht hat, sollte man bei Bedarf darauf eingehen. Deshalb finde ich den Einsatz einer Regendecke – den Begriff „Regenmantel“ finde ich nicht so glücklich, da er wieder an das „Menschliche“ angelehnt ist – in speziellen Fällen durchaus sinnvoll.
Tatsächlich besitze ich auch eine solche Regendecke für meine Aussiehündin. Ich habe sie von einer Freundin geschenkt bekommen und dachte am Anfang noch: Was soll ich nur damit? Mein Hund ist jung, gesund und hat genug Unterwolle, um auch bei Regen und Kälte nicht zu frieren. Und wenn das der Fall ist, würde ich dem Hund auch keine Regendecke aufnötigen.
Alter, Krankheit oder zu wenig Kälteresistenz rechtfertigen den Hundemantel
Doch dann kam es anders und plötzlich bekam meine Hündin Rückenschmerzen, konnte kaum noch laufen. Da war sie nicht einmal drei Jahre alt. Nach vielen tierärztlichen Untersuchungen und langwierigen chiropraktischen Behandlungen war sie beinahe wieder die Alte. Allerdings muss ich jetzt tatsächlich auf ihren Rücken aufpassen. Bei zu viel Regen, Wind und Kälte verspannt sie sich schnell und die bekannten Problematiken treten wieder verstärkt auf.
Und auf einmal bin ich sehr froh, dass ich bereits eine Regendecke habe, die ich meinem Hund bei solchen Wetterbedingungen aufziehen kann. Denn so bleibt der Rücken trocken und warm und ich habe auch nach dem Spaziergang noch eine Hündin, die sich gut bewegen kann.
Bei der Auswahl der richtigen Regendecke oder des richtigen Regenmantels für deinen Hund gibt es einige Punkte zu beachten. Passform, Material und Funktionalität sollten auf jeden Fall im Auge behalten werden.
Die richtige Passform einer Hunderegendecke
Ähnlich einem Geschirr muss die Decke gut sitzen, damit der Hund sich noch gut bewegen kann, nicht eingeschränkt wird und vor allem nichts scheuert. Gleichzeitig sollten aber auch alle wichtigen Stellen – und die können je nach Hund anders ausfallen – ausreichend bedeckt sein.
Man sollte darauf achten, dass die Rute genügend Platz hat. Unsere Aussiehündin hat eine Ringelrute, die sie über dem Rücken trägt. Ginge ihre Decke zu weit nach hinten, würde das die Rute einklemmen und unangenehm drücken.
Besonders bei Rüden muss man darauf achten, dass die Gurte oder Latz am Bauch nicht zu weit nach hinten reicht. Der Hund muss noch pinkeln können! Landet alles auf der Decke, ist niemandem geholfen.
Darf dein Hund mit der Decke toben, musst du unbedingt darauf achten, dass sie nicht runterrutschen kann. Sie sollte auch nicht so locker sitzen, dass dein Hund sich im Unterholz verfängt. Lass ihn mit Decke lieber nicht zu weit aus den Augen, damit er sich nicht verheddert.
Auch an das Anziehen sollte man vorab einen Gedanken verschwenden. Unsere Decke wird einfach über den Kopf gezogen und mit einem Klettverschluss am Bauch geschlossen. Theoretisch könnte man sie sogar ganz einfach noch an der Brust mit einem Klettverschluss öffnen, falls unsere Hündin ein Problem mit dem über-den-Kopf-ziehen hätte. Da das nicht der Fall ist, machen wir es uns einfach. Kompliziertes Einsteigen mit mehreren Beinen, vielen Verschlüssen, Haken oder Ösen wäre mir zu kompliziert. Je nach Geduld des Hundes kann dann auch das Anziehen länger dauern als der Spaziergang.
Das Anziehen der Regendecke solltest du mit deinem Hund geduldig üben, wie bei einem Geschirr.
Überfordere ihn nicht und gehe behutsam vor.
Das Material des Hunderegenmantels
Ich persönlich favorisiere Materialien, die denen von Pferdedecken ähnlich sind. Diese Decken sind aus Nylon gewoben, sind regenabweisend, mit einem glatten Innenfutter ausgestattet, werden nicht zu warm und sind je nach Bedarf leicht gefüttert.
Aus Vollplastik sollten die Decken nicht bestehen, da hier keine Atmungsaktivität gegeben ist und der Hund schnell überhitzen kann. Das wäre keinesfalls hundegerecht. Achte auf deinen Hund – hechelt er mit der Decke plötzlich mehr, kann das ein Zeichen für zu starke Erwärmung sein. Prüfe das auch immer mal, indem du deine Hand unter die Decke steckst. Denk daran, dein Hund kann nicht so schwitzen, wie wir es tun. Ebenso kann er nicht bescheid sagen, dass es zu heiß ist.
Hunde, die aus wärmeren Gefilden kommen, haben oft keine Unterwolle. Viele Kurzhaarhunde frieren im Winter tatsächlich. Kommt dann noch Nässe dazu, können sie tatsächlich krank werden, wenn man sie nicht unterstützt. Wichtig ist, dass du deinen Hund gut beobachtest. Nicht jeder Hund mit kurzem Fell braucht direkt eine dicke Decke im Winter. Aber zittert dein Hund, auch wenn er sich viel bewegt, dann ist ihm höchstwahrscheinlich zu kalt.
Auch ältere oder eben kranke Hunde freuen sich mitunter über eine wärmende oder schützende Hundedecke.
Funktionalität der Hunderegendecke
Viele Hunde tun sich am Anfang schwer, sich mit der Decke zu bewegen, geschweige denn sich zu lösen. Achte beim Anpassen auf jeden Fall auf genügend Freiheiten in dem Bereich. Eine Regendecke braucht beispielsweise in den seltensten Fällen Beine, bzw. Ärmel. Hat dein Hund nicht ausgerechnet dort ein Problem, weswegen die Decke darüber reichen muss, reicht eine Decke, die über den Rücken geht, völlig aus.
Ich achte zudem darauf, dass die Decke ein Anlegen des Geschirres darüber zulässt. Löcher in der Decke für die Leine finde ich problematisch, da dann der Ausschnitt unbedingt zum Geschirr passen muss, damit nichts zieht. Außerdem kann hier dann punktuell Wasser eindringen, was wiederum nicht sehr angenehm ist. Das Gleiche gilt natürlich auch für am Halsband geführte Hunde.
Eine Kapuze braucht ein Hund übrigens auch nicht an seiner Decke. Sie rutscht normalerweise nur unangenehm über die Augen, behindert die Sicht und bringt keinerlei Vorteile.
Eingenähte Haken an der Decke für die Leine sehe ich ebenfalls kritisch. Auf ihren Halt würde ich mich nicht unbedingt verlassen.
Der Einsatz des Hundemantels
Persönlich würde ich den Mantel immer nur dann anziehen, wenn es wirklich nötig ist. Wenn der Zustand des Hundes und das Wetter partout nicht zusammenpassen wollen. Ansonsten würde ich es immer so handhaben, den Hund „nackig“ laufen zu lassen.
Der Einsatz der Hunderegendecke sollte IMMER individuell und pragmatisch erfolgen, nicht aus modischen Gründen oder weil „Frauchen eben friert“. Beobachte deinen Hund, lerne ihn lesen und entscheide dann, ob und wann der richtige Zeitpunkt für eine Regendecke ist.
Das kann sie gebauchen
- eine Verstellmöglichkeit im Brustbereich
- einen Bauchgurt, der nicht zu weit nach hinten reicht und in der Länge individuell angepasst werden kann
- am Rücken gerade so kurz, damit die Rute – wenn sie hochgetragen wird – nicht eingeengt wird
- Reflex- oder Leuchtstreifen
- atmungsaktiv sollte sie sein
Darauf sollte verzichtet werden
- eine Kapuze
- Beine
- eine Passform, bei der der Hund umständlich einsteigen muss
- eine Befestigung für die Leine – sie sollte separat befestigt werden und nicht an der Decke selbst
- vollständig aus Plastik bestehen
Letzte Aktualisierung am 2024-11-11 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API