So trainierst du mit dem Futterbeutel
Ein Traingszubehör hat in den letzten Jahren im Hundetraining an immer größerer Bedeutung gewonnen: Der Futterbeutel. Ihm werden viele positive Eigenschaften zugeschrieben und er soll die täglichen Beschäftigungsmöglichkeiten vielfältig bereichern. Doch wie tut er das? Nun, das Grundprinzip des Futterbeuteltrainings sieht vereinfacht folgendermaßen aus: Man wirft den Beutel, der Hund bringt ihn zurück und bekommt beim Abliefern ein Stück Futter daraus. Also haben auch wir uns einen solchen Preydummy zugelegt und trainieren nun regelmäßig mit ihm.
Wie kann der Futterbeutel das tägliche Trainings bereichern?
Warum will man aber überhaupt, dass der Hund den Beutel bringt? Und hat das Futterbeuteltraining wirklich so viele Vorteil? Das wollen wir in diesem Artikel näher beleuchten und dir zeigen, wie du deinem Hund das Apportieren des Beutels beibringen kannst.
- Futterbeutel- und Apportiertraining lastet den Hund körperlich und vor allem geistig aus. Es bietet ihm quasi eine sinnvolle Beschäftigungsmöglichkeit.
- Der Futterbeutel erleichtert den Einstieg ins Apportieren. Hunde, die noch gar keine Ahnung davon haben, tun sich mit der zusätzlichen Motivation oft leichter.
- Dank seiner Größe kann man den Futterbeutel überall hin mitnehmen – und mit ihm die Beschäftigungsmöglichkeiten.
- Erfolgreich auftraininert kann der Futterbeutel auch als Ablenkung in sonst für den Hund stressigen Situationen dienen.
- Der Futterbeutel kann auch für Suchspiele genutzt werden, was wiederum die Nasenarbeit fördert.
- Durch die Zusammenarbeit mit dem Halter entwickelt sich eine stärkere Bindung und durch die Futterausgabe bei Rückgabe werden auch die Rückkehrtendenzen des Hundes gestärkt.
Es gibt sicher noch eine Reihe weiterer positiver Aspekte, die das Futterbeuteltraining begünstigen kann. Wichtig ist nur, dass es richtig auftrainiert wird und immer auf die korrekte Durchführung geachtet wird. Seit wir mit dem Futterbeutel arbeiten, konnte ich schon einige positive Veränderungen an unserer Hündin feststellen. Außerdem ist sie auf die Arbeit mit dem Dummy ganz heiß und kann es immer kaum abwarten.
Die ersten Schritte des Futterbeuteltrainings
Doch wie nun starten? Was muss man bei den ersten Schritten des Futterbeuteltrainings beachten?
Besonders die ersten Momente sind hier wirklich entscheidend. Ist man hier zu langsam oder nachlässig, kann es sehr schnell passieren, dass der Hund falsche Verknüpfungen bildet. Diese wieder auszumerzen wird schwierig werden. Bist du dir unsicher oder hast nur wenig Erfahrungen mit dem Üben neuer Lektionen, so kannst du dir selbstverständlich auch einen kompetenten Trainer in deiner Nähe suchen, der dich unterstützt. Das ist überhaupt nicht schlimm – auch ich vergewissere mich immer wieder bei meiner Hundetrainerin, wenn ich auf Probleme stoße.
Du brauchst nun für den Anfang also einen Hund (logisch), einen Futterbeutel, Futter, Geschirr und Schleppleine. Das Futter sollte eines sein, das zwar gut riecht, aber – je nach Vorlieben deines Hundes – kein sofortiges Ausrasten zur Folge hat. Da dein Hund den Beutel mit dem Futter tragen muss und warten soll, bis er das Futter von dir bekommt, sollte es nicht der Nummer 1 Jackpot sein.
Je verfressener dein Hund, desto weniger ansprechend muss das Leckerlie im Beutel sein.
Ein verfressener Hund wird auch für langweiligere Kekse den Weg antreten.
Wer einen eher krüschen Hund hat, kann natürlich bessere Leckerchen benutzen.
Mit einem solchen Hund sollte man auch nicht nach dem Fressen trainieren: Ein satter Hund lässt sich mit Futter schwer motivieren.
Dein Hund sollte das Kommando „Aus“ beherrschen
Eine Voraussetzung gibt es für das Futterbeuteltraining allerdings doch. Entweder beherrscht dein Hund das Kommando „Aus“ bereits oder du musst wenigstens in der Lage sein, ihm den Beutel mitsamt Futter gefahrlos abnehmen zu können. Denn es nützt niemandem, wenn er dir den Beutel bringt, dann aber nicht rausrückt.
Damit nun also bei den ersten Übungen nichts schiefgehen kann, solltest du deinen Hund mit Brustgeschirr und Schleppleine ausstatten. Ich persönlich würde das erste Training sogar in der Wohnung stattfinden lassen, da hier die Ablenkung am geringsten ist. Der Garten wäre sonst noch eine Alternative. Die Umgebung sollte nur möglichst Reizarm sein und der Hund keine Möglichkeit haben, mit dem Beutel wegzukommen.
Es wird manchmal empfohlen, nicht den Hund mit Leine, sondern den Beutel mit einem Stück Schnur zu sichern. So soll man ihn zurückziehen könne, ohne dass der Hund damit wegflitzen kann. Der große Nachteil dabei ist die entstehende Konkurrenzsituation um die Beute. Das Ganze kann schnell zu einem Zerrspiel oder einer echten Rangelei um das Futter avancieren. Holt man stattdessen den ganzen Hund mit Beutel im Maul zu sich, versteht der Hund eher, was man von ihm will. Außerdem würden die meisten Futterdummys ein solches Zerrspiel nicht überleben.
Futterdummys sind KEIN Zerrspielzeug
Nun hast du also den gesicherten Hund, den gefüllten Futterbeutel und kannst direkt loslegen. Damit der Hund versteht, was ihn erwartet, kann man ihm auch vor der Übung schon ein Futterstück aus dem Dummy geben. Das ist aber gar nicht immer nötig. Normalerweise verstehen die meisten Hunde schnell, was man von ihnen will.
Der Futterbeutel wird geworfen – zu Beginn gar nicht weit – vielleicht einen Meter weit und der Hund darf hinterher. Nimmt der Hund den Beutel dann direkt auf, kann man ihn loben und zu sich locken. Kommt er nicht direkt freiwillig, so hat man noch die Schleppleine, um ihn sanft (!) zurückzuholen. Sobald der Hund mit dem Beutel da ist, wird er überschwänglich gelobt und bekommt einen Keks aus dem Beutel. Das wiederholt man nun solange, bis der Hund verstanden hat, dass es etwas Schönes gibt, sobald er beim Halter angekommen ist.
Soweit die Theorie. Dass das Ganze vermutlich am Anfang noch etwas anders und vermutlich noch nicht so reibungslos klappt, ist auch klar.
- Dein Hund darf NIE die Möglichkeit bekommen, mit dem Beutel an einen sicheren Ort (z.B. das Körbchen) zu verschwinden UND den Futterbeutel selbstständig zu öffnen.
- Lobe deinen Hund zu Anfang IMMER, wenn er mit dem Beutestück in deine Nähe kommt. Es reicht, wenn er ihn in deiner Armreichweite abwirft. Auf dichteres und genaueres Abgeben kannst du später bestehen.
- Die ersten Rückgabeversuche sollten JEDES MAL mit einem Futterstück aus dem Beutel belohnt werden. Nur so kann dein Hund lernen, dass es sich lohnt, die „Beute“ abzugeben.
Dein Hund sollte den Beutel NIEMALS selbst öffnen können
Das sind die wichtigsten Punkte, die du beachten solltest. Besonders das selbstständige Öffnen oder gar Zerstören des Beutels ist ein großes Problem. Hat dein Hund erst gelernt, dass er dich nicht braucht, um an den leckeren Kram zu kommen, warum sollte er den Beutel dann noch zu dir zurückbringen? Hier reicht leider in den meisten Fällen auch ein einziges Erfolgserlebnis, damit der Hund eine dauerhafte Verknüpfung anlegt. Ist es dennoch einmal passiert, warst du nicht schnell genug oder hast einen Trainingsschritt zu schnell verlassen. Also einen Schritt zurück und wieder langsam anfangen. Es ist kein kompletter Weltuntergang, wenn es einmal passiert ist, aber das nachfolgende Training wird wesentlich anstrengender und langwieriger.
Sei am Anfang auch nicht zu streng mit deinem Hund. Lotst du ihn mithilfe der Leine zu dir zurück und er lässt den Futterbeutel vor dir fallen – nicht schlimm. Lobe ihn trotzdem. Nur so kann er nach und nach lernen, dass die Tendenz mit der Beute in deine Richtung der richtige Schritt ist. Es ist für die meisten Hunde wahnsinnig schwer, die eben erhaltene Beute zu teilen oder sogar abzugeben. Das darfst du beim Training mit dem Futterbeutel nie vergessen. Dafür ist es umso schöner, wenn der Hund dann verstanden hat und den Beutel ganz freiwillig zu dir zurückbringt. Das ist ein großer Vertrauensbeweis.
Bringt dein Hund nun mithilfe der Leine den Beutel immer selbstständiger zu dir zurück, kannst du den Wurfradius langsam erhöhen. Bist du dir sicher, dass dein Hund mitsamt Beute zu dir zurückkommt, kannst du die Leine auch schon fallen lassen. So hast du im Notfall noch eine Chance, ihn am Abzwitschern mit Beutel zu hindern. Denke auch daran, im Training Pausen einzubauen, damit sich das Gelernte setzen und festigen kann. Schreitest du zu schnell voran, kann es zu Komplikationen kommen. Gleichzeitig kannst du nun von deinem Hund genaueres Zurückbringen fordern. Je nachdem, was du später möchtest, lobst du nun nur noch, wenn der Hund den Beutel wirklich vor deinen Füßen ablegt oder ihn dir sogar in die Hand gibt. Die genauen „Abgabemodalitäten“ bestimmst du.
Beende das Training immer mit Futter im Beutel.
Dein Hund sollte niemals als letzte Übung einen leeren Beutel ohne Belohnung bringen müssen.
Besonders toll ist es für den Hund, wenn er am Ende – als Abschluss für gute Mitarbeit quasi – einmal direkt aus dem Beutel fressen darf.
So bleibt die Motivation fürs nächste Training erhalten.
Das genaue Abgeben wird erst später trainiert
Damit das gut funktioniert, kannst du dazu übergehen, nur noch mit Futter zu belohnen, wenn der Beutel genau da abgegeben wird, wo du es möchtest. Achte bitte aber immer auf deinen Hund. Zu schnelles Voranschreiten kann wirklich schnell zu Frustration führen und das hindert am Lernen. Denke immer daran, dass es bis zu 1000 Wiederholungen braucht, bis der Hund wirklich verstanden hat, was er soll. Es ist also nicht schlimm, wenn es nicht sofort klappt.
Seid ihr nun soweit, dass auch das Bringen im größeren Radius gut funktioniert und er Beutel sauber abgegeben wird, so kannst du auf die Schleppleine verzichten. Und nun kannst du im Prinzip auch schon mit den Variationen anfangen.
- Der Hund muss sitzen oder liegen und warten, bis der Beutel geworfen ist. Erst auf ein Kommando darf er nun los, den Beutel holen.
- Der Futterbeutel wird geworfen oder abgelegt und es folgen Übungen mit dem Menschen zusammen: Fußarbeit, Geräte oder was auch immer man auf dem Platz oder im Garten gerade stehen hat. Als Belohnung darf der Hund den Beutel apportieren.
- Der Futterbeutel kann im Garten, in der Wohnung oder auf dem Spaziergang – je nach Trainingsstand – versteckt werden. Anschließend wird der Hund mit einem „Such!“ aufgefordert, den Beutel zurückzubringen.
Der Fantasie sind hierbei kaum Grenzen gesetzt. Wichtig ist immer nur, dass der Hund nicht mit dem Futterbeutel allein gelassen wird und auf die Idee kommt, sich selbst zu bedienen. Ansonsten ist es ein großartiges Trainingszubehör, das immer und überall schnell einsatzbereit ist.
Letzte Aktualisierung am 2024-11-21 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API